Donnerstag, 11. Februar 2010

Jobsuche im windigen Wellington

Hallooo aus dem schoenen Wellington! Windy Welly ist der Spitzname, den die wunderhuebsche Neuseelaendische Hauptstadt traegt. Fast 400.000 Einwohner, gefuehlt aber viel mehr, da sich Wellington als Sammelbecken fuer Neuseelands Creme der Politik und Kunst anbietet. Wow! Was mir in Auckland gefehlt hat (Athmosphaere, Architektur) finde ich hier im Ueberfluss.
Waere ich nicht so pleite, koennte ich wirklich gluecklich sein :)
Kelly und ich suchen nach einer adaequaten Arbeit, doch ausser einem Job als Kuechenhilfe mit einem Chefkoch, der scheinbar mehr an unseren Qualitaeten als weibliche Wesen denn unseren kulinarischen Faehigkeiten interessiert war und infolgedessen sofort abgeschossen wurde, hat sich uns noch keine Option aufgetan. Es wimmelt hier zwar von suessen Cafes, doch die suchen entweder nach Muttersprachlern oder nach Leuten, die etwas laenger als nur ein oder zwei Monate in der Stadt bleiben. Zudem macht mir das neuseelaendische Bewerbungssystem zu schaffen: Man reicht seinen Lebenslauf ein und wird mit der Floskel abgespeisst, dass man zurueckgerufen wird. In Wirklichkeit muss man aber selbst aktiv werden und nochmals auf den Arbeitgeber zugehen, der sich erst nach der zweiten Kontaktaufnahme eingehend mit seinem Bewerber geschaeftigen wird - dass daraus dann aber ein Beschaeftigungsverhaeltnis entsteht, ist extrem ungewiss. Anstrengend!
Um uns ueber Wasser zu halten, arbeiten wir momentan in einem Backpackers: Drei bis vier Stunden putzen bzw. Betten beziehen im Austausch gegen ein Bett mit fantastischer Aussicht aus dem sechsten Stock und vier freundlichen Zimmergenossen. Leider hat es uns in die Party-Hostelkette verschlagen... Das Base-Backpackers hat einen fuerchterlichen Ruf als Sauf- und Fickstation unter allen Reisenden, die sich selber ernst nehmen. Ich sehe die zwei Wochen, die ich hier gebunden bin, als eine Art Milieustudie und versuche, die Spermaflecken auf den Bettbezuegen zu ignorieren, was immer besser gelingt. Die Frage, was junge Menschen, die mir selbst gar nicht so unaehnlich sind, hierher treibt, habe ich allerdings immer noch nicht klaeren koennen...

Um etwas Abwechslung in unsere Jobsuche zu bringen, sind Kelly und ich letztes Wochenende noch einmal nach Taranaki gefahren, um auf Einladung unserer Brauerei-Gastgeberin Jill hin das oertliche Wine and Food Festival zu besuchen. Ein toller Tag, der beinahe die insgesamt zehn Stunden Autofahrt hin und wieder zurueck wert war! Fantastische einheimische Bands (die Kiwis ueberraschen mit dem in Deutschland ja eher unpopulaeren Reaggae, passt aber bestens zu der allgemein enorm entspannten Athmossphaere, die in diesem Land herrscht), guter lokaler Wein und natuerlich das tolle Bio-Bier, das unser ehemaliger WWOOF-Platz herstellt (das vermisse ich ja schon ein bisschen hier in Wellington).

Was gibts sonst noch Neues? Ich habe mein erstes eigenes Brot gebacken, als Gegenreaktion auf das labberige neuseelaendische Toastbrot - sogar wenn Roggenbrot auf dem Etikett steht (was ich ziemlich lustig finde: Wie sollen die Kiwis denn wissen, was sie da kaufen? Ein bisschen Deutsch spricht doch jeder!) schmeckt es wie Pappe mit Koernern... Leider hat es ein bisschen an Salz gemangelt, aber ansonsten war ich ganz zufrieden.
Ich erweitere meine Sammlung an Hippieklamotten, muss wohl aber bald einen Gutteil davon per Paeckchen nach Hause verschiffen, denn Kelly hat beschlossen, ihr Auto (Basil, unser Weggefaehrte seit ueber drei Monaten!) zu verkaufen und die ihr verbleibende Zeit bis Mai auf der Suedinsel oekologisch-autolos zu bestreiten.
Falls wir keinen Job finden, nehmen wir in zwei Wochen die Faehre, ansonsten warten wir noch ein paar Wochen mehr. Ohne Geld muessten wir schwimmen, aber das ist doch ein bisschen zu weit und zu kalt bis nach Picton! Hofft also mit mir, dass ich mich finanziell etwas stabilisieren kann :)

Das wars fuer den Moment, alles Gute aus dem Regen (ist das besser als die Schneemassen in Deutschland?), Lilly