Donnerstag, 27. Mai 2010

Westkueste Vol. 2: Von Herbst zu Winter in zwei Tagen

Das wichtigste zuerst: Ich bin immer noch krank!
Mittlerweile hat sich meine Grippe ein Glueck allerdings in eine (trotzdem nervige) Erkaeltung transformiert. Dass ich gestern joggen war, hat zu meiner Genesung auch nicht beigetragen - selber schuld, koennte man hier anmerken. Aber wie ich joggen war! Vielleicht habe ich Joggen gestern fuer mich neu definiert: Ein tuerkis- (grau)blauer See und schneebedeckte Berge im Hintergrund, blauer Himmel obendrueber und Springfedern an den Fuessen untendrunter. Wow! Zu schade, dass ich meine Kamera im Hostel vergessen habe; ich habe mich immer noch nicht so richtig an die Postkartenqualitaet der Joggingstrecken hier in Neuseeland gewoehnt.
Es ist Winter hier in Wanaka, definitiv (meine vorherigen Aufenthaltsorte an der Westkueste haben mich mit dem letzten herbstlichen Wetter verwoehnt). Maximaltemperatur gestern und heute und wahrscheinlich auch die kommenden Tage: 5 Grad Celcius. Geil! Bibber! Muss ich mir jetzt fuer die letzten drei Wochen in Neuseeland noch eine Winterjacke zulegen oder was?!
Heute trinke ich Roibuschtee mit Zitrone und Honig und bewerbe mich bei meinen Universitaeten, der Schnee draussen sieht auch durchs Fenster gut aus.

Die letzten Tage habe ich ob meiner Grippe/ Erkaeltung/ Krankheit, die mich ja nach wie vor etwas lahmlegt, sehr gemuetlich verbracht. In Hokitika habe ich wie erhofft an einem Workshop fuer Jadecarving teilgenommen und in sechs Stunden mein eigenes Schmuckstueck hergestellt. Ermuedente Taetigkeit, gleichwohl so interessant, dass ich in den sechs Stunden feinmotorischer Arbeit voellig vergessen habe, Nahrung in irgendeiner Form zu mir zu nehmen und dementsprechend ausgehungert in die reale Welt ohne surrende Bohrer, brummende Schleifmaschinen und grelle Lichter zurueckgekehrt bin.
Ich wuerde, stolz wie ich bin, gerne ein Foto meiner schnitzerischen Leistung online stellen, scheine aber das Kabel fuer meine Kamera irgendwo verloren zu haben. Geduld! (edit: Jetzt habe ichs ja geschafft, auch wenn das Kabel verschollen bleibt)

Nach Hokitika bin ich nach Franz Josef am Franz Josef Glacier weitergezogen und wollte dort gerne auf dem Gletscher wandern gehen - gefuehrt, versteht sich, da so ein Gletscher ja allerlei Gefahren in sich birgt. Leider war mein Kontostand damit nicht einverstanden und ich musste mich damit begnuegen, an den Gletscher heranzuwandern, was mir immerhin ein paar wirklich fantastische Ausblicke und auch Fotos beschert hat, denn aus reiner Langeweile heraus habe ich endlich damit angefangen, mich mit den Feinheiten meiner digitalen Kamera zu beschaeftigen und mache jetzt schoenere Fotos als vorher.
Nichtsdestotrotz kann ich sagen, dass ich trotz der verpassten Gelegenheit der Gletscherwanderung ausserordentlich froh war, Franz Josef (das Dorf, nicht seine Naturwunder) wieder verlassen zu koennen.
Ich habe vor einiger Zeit einmal etwas ueber die Tristesse neuseelaendischer Staedte und Doerfer geschrieben, bin allerdings nie mehr so richtig darauf zurueckgekommen, obgleich sich meine Meinung nicht grundlegend geaendert hat - nach wir vor halte ich die meisten Haeuseransammlungen hier fuer ausgesprochen trostlose Orte.
Es gibt so viel wunderschoene Natur in diesem Land, warum spiegeln die Staedte das nicht wieder? Lieblose Architektur, endlose Haeuserreihen, die einander alle gleichen reihen sich aneinander und bilden das, was sich gemeinhin town nennt: Es gibt mehr Laeden als in einem Dorf, aber ansonsten ist nicht besonders viel los. Zivilisation heisst hier offenbar nicht gleich Kultur.
Sicher, zur Verteidigung der Kiwis muss man sagen, dass alle ihre Staedte noch sehr jung sind (150 Jahre und weniger) und sich in dieser Zeit schwerlich charaktervolle Staedte (an die ich als Europaeerin nun einmal gewoehnt bin) entwickeln koennen. Auch gibt es ein paar wenige Ausnahmen von der Regel: Wanaka hier zum Beispiel ist ganz nett, ebenso wie Duniden und auch die Hauptstadt Wellington.
Trotzdem, ich spuere, wie ich anfange, mich wirklich auf Kultur und Architektur zu freuen. Ha, wie sich ueber diesen Ausspruch meine Lehrer in der Schule freuen wuerden!
Versteht mich nicht falsch, nach nurmehr acht Monaten liebe ich dieses Land wirklich - aber etwas Kritik muss ich doch hin und wieder auessern, ansonsten koennte ich gleich meinen Heimflug annulieren und mein ganzes Leben lang hierbleiben. Keine Sorge, ihr habt mich in 2 1/2 Monaten wieder am Halse! :)

In diesem Sinne, alles Liebe von der reiselustigen Lilly
(gestern habe ich mir endlich einen Reisefuehrer fuer Tonga zulegen koennen und werde schon ganz hibbelig - Palmen und Straende fuer die liebe Lillymaus, juchu!)

Donnerstag, 20. Mai 2010

WWOOFing in Golden Bay

Wahnsinn, ich kann ein bisschen kochen! Leckerer Greek Pie mit Spinat und Feta.

Ich habe es schnell geschafft, mir nahe Takaka in Golden Bay einen WWOOF-Platz zu organisieren. Wie erwartet hatte ich es mit Hippies zu tun, einer Mutter mit drei kleinen Kindern, die mit ihrem Haushalt etwas ueberfordert war - ebenso mit der Kinderbetreuung. WWOOFing mal anders: Bisher habe ich meine Arbeit meist ausserhalb des Hauses verrichtet (Holz hacken, Unkraut jaeten, ihr wisst schon), diesmal habe ich hauptsaechlich das Haus aufgeraeumt. Faszinierend, was sich alles so in Ecken ansammeln kann, wenn man fuenf Jahre einfach immer nur allen moeglichen Kram anhaeuft und nie putzt. Jetzt kann ich von mir behaupten, zu wissen, wie Spinnweben aussehen! Mein angeborener deutscher Sinn fuer Ordnung und Sauberkeit hat mir geholfen, diese Zeit mit Staubwedel halbwegs unbeschadet zu ueberstehen.
Zu meinem Glueck waren zumindest die kleinen Hippiekinder alle ganz friedlich und es war einfach, sie zu betreuen. Die Kleinste hatte sogar ein paar fesche Dreadlocks!
Nach einer Woche Chaos, ohne Internet und irgendwie abgeschnitten von dem Teil der Welt, der in geordneten Bahnen verlaeuft, habe ich Fe und ihre Rasselbande wieder verlassen.


Bei St. Arnaud im Nelson Lakes National Park war ich zauberhaft wandern. Berge, ein See, Ruhe und Stille... Genau das Richtige nach einer turbulenten Woche WWOOFing (zumindest die Aussicht von meiner Terasse war friedlich!).
Mittlerweile bin ich wieder an der Westkueste, in Greymouth. Hier gibt es wirklich gar nichts - keinen Reisefuehrer fuer Tonga und auch sonst nicht viel. Was mich hier haelt? Eine Grippe, die mich fuer den Moment reiseunfaehig macht, irgendwie habe ich zwischen Golden Bay und Nelson Lakes National Park nicht so richtig realisiert, wie die sich angebahnt hat, und nun hat es mich voll erwischt.
Ich bin der guten Hoffnung, morgen nach Hokitika weiterreisen zu koennen und dort mein eigenes Stueck Jadeschmuck herzustellen (ein bisschen Ibuprofen hilft mir, die Fahrt zu ueberstehen).

Naja, das wars soweit von mir. Ich bin mir ueber ein paar Merkwuerdigkeiten in meinem Blogeintrag bewusst - das machen dir Tabletten, es tut mir leid. Seht einfach darueber hinweg und sobald ich gesund bin, schreibe ich auch wieder normal! Versprochen.
Alles Liebe, die Lilly

Freitag, 7. Mai 2010

Suedinsel Vol. 2. PS: Ja, ich lebe noch

Nach langer Zeit ohne Nachricht aus Neuseeland werde ich jetzt dank vernuenftiger Internetpreise, wolkigem Wetter und vor allem ZEIT meinen Blog mal wieder etwas auf den neuesten Stand bringen.
Kelly und ich haben in der Zwischenzeit die Umrundung der Suedinsel erfolgreich hinter uns gebracht und sie hat mich vor mittlerweile fuenf Tagen mit Zielrichtung Vereinigte Staaten von Amerika schliesslich und endlich, nach einem halben Jahr gemeinsam bereister Zeit, verlassen.
Wir sind in diesem Jahr sehr gute Freunde und Vertraute geworden und ich vermisse sie ganz schrecklich... Im Moment maeandere ich ein wenig durch das Land, bis ich wieder etwas Stabilitaet ohne den blonden Zwerg and meiner Seite gefunden habe :)

Doch von vorne, es ist ja mehr passiert als nur ein Abschied/ Neuanfang. Und viel Erlebtes ist im letzten Monat nicht nach Deutschland durchgedrungen, worueber ich traurig bin und ich schaeme mich auch ein wenig ueber die spaerlichen Nachrichten, die ich versendet habe. Entschuldigung! Ich leiste Abbitte.

Nachdem wir aus der Kinderhoelle Hokitika gefluechtet sind, haben wir uns weiter die Westkueste heruntergearbeitet. In Fox Glacier, einem der beiden beruehmten Neuseelaendischen Gletscher, haben wir einen kleinen Zwischenstop inklusive Wanderung zum Gletscher gemacht. Ziemlich kalt dort oben, obwohl wir immer noch einige Kilometer vom Eis entfernt waren!
In Wanaka haben wir wunderschoene Natur am zauberhaften Wanaka Lake genossen und ich war endlich mal wieder im Kino - Sherlock Holmes. Will irgendjemand mein Fazit hoeren? Ist mir auch egal. Also: Jude Law war nicht so schnuckelig wie sonst immer  (schade), aber insgesamt ziemlich rasant; gute Unterhaltung. Das Kino war auch schoen (aha? denken sich jetzt manche. Gemuetliche Sofas im Kinosaal und uebergrosse und -irdische Kekse in der Pause!).
Nach diesem Luxus war es fuer uns hoechste Zeit, mal wieder etwas Geld in unsere vernachlaessigten Bankkonten zu spuelen. Das ist uns gelungen, indem wir im unglaublich langweiligen Alexandra in Central Otago eine Woche lang Weintrauben gepflueckt haben. Diese Arbeit ist haerter als Brombeeren pfluecken, vor allem fuer den Ruecken, dafuer ist die Bezahlung auch viel besser. Nach einer Woche hat man aber  wirklich genug von den lieben Traeubchen, mehr sogar da ich vom Essen der ungewaschenen Exemplare Bauchschmerzen bekommen habe - auch wenn die in Flaschen abgefuellte Variante nie langweilig geworden ist. Der Three Miner's Vineyard produziert Spitzenwein in lockerer Arbeitsathmosphaere, insgesamt hatte ich eine gute Arbeitswoche dort.
Das eingefuegte Foto ist waehrend einer Fahrradtour am wunderbar herbstlichen Clutha River entlang entstanden.

Von diesem Zeitpunkt an wuerde ich meine Reise als ein wenig gehetzt beschreiben.
Kelly ging die Zeit aus, sie wollte in wenigen Tagen so viel wie moeglich sehen und Erleben. Also haben wir zwei verregnete Tage in Queenstown (was haben denn immer alle mit Queenstown? Ich habe dort nur Regen und eine irritierende Menge verschiedener Moeglichkeiten, Geld moeglichst schnell und effektiv in Adrenalin umzuwandeln entdecken koennen) und weitere zwei schoene Tage im huebschen Duniden (Da-ni-den, dank der Schotten) mit verhaeltnismaessig alten Kirchen (in einem Hostel namens Hogwartz!) verbracht.
In den Catlins, bekannt als Seeloewen und Pinguinparadies, ist es uns lediglich gelungen, einen altes, schlafendes Exemplar ersterer genannter Tierart ausfindig zu machen, bevor es dunkel geworden ist. Auch in Oamaru sind wir an den Pinguinen vorbeigelaufen, was fuer mich bedeutet, dass ich wiederkehren muss, und fuer Kelly, dass sie in Neuseeland eben nur kleine blaue und keine grossen "Gelbaeugigen" Pinguine gesehen hat.
Und - schwupps - waren wir auch schon wieder zurueck in Christchurch und haben damit die Umrundung der Suedinsel trampenderweise abgeschlossen.
Bzw. fuer mich heisst das: Ich habe meine erste Umrundung der Suedinsel abgeschlossen, da ich in den etwas mehr als 1 1/2 Monaten, die mir hier in Neuseeland noch verbleiben, nun systematisch all jene Orte und Plaetze aufsuchen werde, die wir vorher etwas vernachlaessigt haben.
Dieser Vorsatz hat mich, zum ersten Mal seit sechs Monaten alleine reisend und auch trampend, als erstes nach Picton gefuehrt, wo ich mir die zauberhaften Marlborough Sounds etwas naeher angeschaut habe. Fjorde sind ja so etwas schoenes!

Im Moment befinde ich mich wieder in Nelson, wo es mir ziemlich gut gefaellt. Heute Vormittag habe ich mich auf dem Farmer's Market mit Obst und Gemuese und auf dem Flea Market mit einer neuen Tasche und Ohrringen eingedeckt.
Als naechstes geht es dann wahrscheinlich wieder nach Golden Bay, wo ich mich noch einmal etwas in der Hippie-Athmosphaere sonnen und WWOOfen moechte.

Trampen alleine klappt normalerweise ziemlich gut, gestern wurde ich sogar dazu eingeladen, das erste Mal in meinem Leben ein getuntes Auto zu fahren. Damit haette man auf deutschen Strassen Spass haben koennen! Hier in Neuseeland wirkt ein derart aufgemotzter Motos allerdings eher etwas fehl am Platze.
Ansonsten habe ich mich jetzt auch endlich einmal um meine Reiseplaene nach Neuseeland gekuemmert und meine Fluege nach Tonga bzw. Australien gebucht sowie mein Australisches Visum beantragt und auch schon erhalten. Will irgend jemand die genauen Daten wissen? Ist mir auch egal.
Am 24. Juni mache ich mich nach Tonga auf, von wo ich am 5. Juli wieder aufbreche um dann am 6. Juli in Australien, genauer gesagt in Brisbane anzukommen und von meinem Vater am Flughafen abgeholt zu werden. Juchu! Klingt doch nach schoenen Plaenen - ich hoffe, alles klappt.

Was gibt es denn sonst noch so zu erzaehlen? Meine Haare werden immer laenger. Aha.
Ach ja, ich lese gerade den Medicus. Kennt den wer? Gutes Buch! Allen Literaturbanausen nur zu empfehlen.

Ich glaube, das ist alles, was ich zu sagen habe. Ich hoffe, es war befriedigend und es gibt immer noch ein paar Menschenkinder, die auch nach nurmehr sieben Monaten Lillyabstinenz immer noch meinen Blog lesen. Dankeschoen!

 Miss you, Kelly!