Kelly und ich haben Auckland nach unserem letzten Aufenthalt dort ziemlich schnell verlassen, um einen road trip durch den Norden zu starten.
Einen Einschub muss ich hier machen: Das Auto, das Kelly sich in Auckland erfolgreich gekauft hat (Basil, ein metallic-blauer Toyota Corona), ist schon nach einer Stunde (denn nach besagter Stunde waren wir hungrig und haben auf einer Schafsfarm lunch break gemacht) nicht mehr angesprungen. Wir haben den Mechaniker angerufen und 40 hoellische Minuten mit free coffee in dem Cafe der Schafsfarm verbracht, die Aussicht aus dem Fenster war eine Herde pinker Schafe... Wir dachten, wir werden verrueckt, umso mehr, als der Mechaniker kam und das Auto wie um uns zu verhoehnen sofort angesprungen ist. Es war nicht die Batterie, sondern der Starter (was auch immer das sein mag), und der gutgemeinte Ratschlag des Mechanikers war, dem Starter das naechste Mal (hoffentlich gibt es kein naechstes Mal!) einen gehoerigen Schlag mit einem festen Gegenstand zu versetzen - Dankeschoen!
Ansonsten verlief der road trip idyllisch und ohne Zwischenfaelle. Zwei Tage Zwischenstop auf einer Farm (aka The Farm), danach gings weiter hoch in den Norden nahe Cape Reinga. Kelly und ich sind auf die grandiose Idee gekommen, abend mit je einem Bier bewaffnet einen Strandspaziergang zu machen. Skurill: Der Sand war pink, die Felsen gruen und das Licht der untergehenden Sonne hat eine allgemein unwirkliche und bizarre Atmosphaere kreiert. Hinzu kam das Meer, dessen Wellen in die algenbehangenen Felsen mehr hineingeschmatzt als geflossen ist und unseren denkwuerdigen Spaziergang mit einer passenden Geraeuschkulisse untermalt hat.Am naechsten Tag gings endlich ans Cape! Darauf habe ich gewartet, seit ich in Neuseeland angekommen bin. Ich wurde nicht enttaeuscht, der Ort ist wirklich etwas Besonderes: Die Tasmansee und der Atlantik treffen mit Getoese, strudelnd und voller Wucht aufeinander. Ich hatte das Gefuehl, dem Kampf zweier Giganten zuzusehen, der auf ewig unentschieden bleiben wird - eindruecklich. Zudem ist das Cape unglaublich heilig fuer die Maoris, die Seelen aller Toten wandern dorthin (gewissermassen also ein Friedhof)... Gute Erfahrung.
Von all dem Stress, Urlaub zu machen, haben wir uns dann zwei Tage in zweiten Paradies, das ich hier in Neuseeland entdecken durfte, erholt (das erste war bekanntermassen Mangawhai). Nahe des Hokianga Harbour (ja richtig, dort habe ich gewwooft) versteckt sich zwischen Baeumen und in Gesellschaft von Schafen, Gaensen und einer verrueckten Besitzerin ein Hostel namens Tree House. Was fuer ein Ort! Friedvoll, einsam und naturbelassen haben wir dort entspannt, bevor es schon wieder nach Auckland ging - allerdings nur fuer einen Samstagabend, um mit ein paar neugewonnenen Freunden eine Partynacht auf der Ponsonby Road zu verfeiern (Ich sags mal so: Wir haben die im Vorfeld abgesteckten Ziele alle erreicht... War ein guter Abend).Eigentlich war der Plan danach, nach Coromandel zu fahren... Was nicht so ganz hingehauen hat, da wir einen WWOOF-Platz in Hawke's Bay gefunden haben und Coromandel nicht unbedingt auf dem Weg liegt... Stattdessen sind wir jetzt in Rotorua.
Und jetzt beginnt auch die Ueberschrift Sinn zu machen!
Rotorua ist an sich kein besonderer Ort, wenn nicht zwei Dinge waeren: Zum einen die geothermische Aktivitaet, die sich in blubbernden Tuempeln und Schlunden ueberall (am Strand, im Wald, mitten in der Stadt im Park...) und vor allem in beissendem Schwefelgeruch, der ueber dem Ort schwebt, niederschlaegt (und mich ganz fuerchterlich krank macht!); zum anderen die Einwohner: Maoris all over the place, was Rotorua zu dem Ort in Neuseeland macht, um der Maorikultur ganz, ganz nahe zu kommen. Kelly und ich haben denn auch gestern abend sage und schreibe 80 Dollar (was ungefaehr 40 Euro entspricht) ausgegeben, um ein hangi zu besuchen. Ein hangi ist eigentlich so eine Art traditionelles Maori-Essen mit der Familie, inklusive Gesang und Taenzen... Leider war unsere Veranstaltung hoffungslos kommerzialisiert. Versteht mich nicht falsch, es war eine tolle Erfahrung! Dennoch gibt es mir zu denken, wie die Maoris von heute ihre Traditionen ausschlachten, um Geld damit zu machen.
Ich habe einen haka und jede Menge gut gebaute Maorimaenner mit (wahrscheinlich aufgemalten) Tattoos im Gesicht gesehen, jede Menge Zeugs gegessen, das ueber vier Stunden lang unterirdisch gegart wurde und Gluehwuermchen im Wald bestaunt.
Schoen, aber irgendwie auch zwiespaeltig... Ich haette mir eine weniger touristische Begegnung mit der Maorikultur gewuenscht; vielleicht ist das ja in der Zukunft noch moeglich.
Andere Aktivitaeten in Rotorua: Ein abendlicher Strandspaziergang, der mindestens so unwirklich war wie der letzte nahe des Cape Reinga. Grund?
Es ging an gehothermisch aktiven Felden vorbei (Blubber, Rauch, Schwefelgeruch), Kelly und ich haben all unsere Intelligenz demonstriert, Absperrungen uebersehen und sind somit ganz nah an diese Blubberdinger herangekommen. Mehr noch, wir haben unsere Haende und Fuesse reingestippt, um zu sehen, wie warm sie wirklich sind! Zurueck auf dem Weg wurden wir von im wahrsten Sinne des Wortes riesigen Hinweisschilden empfangen, die warnten, ja nicht den Weg zu verlassen, da man andernfalls einbrechen und elendiglich in einem der heissen Blubberer verenden koennte. Schade!
Glueck fuer uns, dass nicht passiert ist.
Zudem eine kleine (2 oder 3 Stunden, kommt drauf an ob man die Pausen mitzaehlt oder nicht :) ) Wanderung heute einen Berg hinauf, um anschliessend vom gebotenen Ausblick enttaeuscht zu sein. Danach ein Bad in einem von geothermischer Aktivitaet aufgeheizten Bach - es ist wirklich eine besondere Erfahrung, vollkommen alleine (ja gut, ein paar Voegel waren noch unterwegs) mitten in der Natur ein heisses Bad zu nehmen, allerdings habe ich das Gefuehl, zu lange drin gewesen zu sein. Jetzt, am Abend, schreibend, habe ich immer noch ein warmes Gesicht wie im Fieber, bin aber nicht krank, neinnein.
Die naechste Station auf der Reise ist nun diese weitere Farm in Hawke's Bay, auf der wir eine Woche verbringen werden. Wieder WWOOFing, quasi, nur ueber eine andere Organisation. Mit Pferden! Juchu!
Alles Liebe wuenscht die Lilly
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