Nun ratet mal, wer zufaellig zu dieser Zeit sehr nahe diesem Ort Weihnachten verbracht hat? Richtig: Ich.
Eine Erfahrung fuers Leben war das, vier Stunden lang dabei zu helfen, diese Wale zu retten.
Kelly und ich sind, nachdem in unserem Hostel die Nachricht von den gestrandeten Walen angekommen ist, sofort ins Auto gesprungen und haben besagten Strand, Colville Beach etwa 40km weit weg, um 10:30 am Morgen erreicht.
Wir mussten mindestens 1,5km ueber Muscheln in die von der Ebbe verlassenen Bucht hineinwaten, bis wir an den Walen und ihren Rettern anlangten. Das erste, das wir gesehen haben, waren die zehn bereits verendeten Wale mit rosa Schleifchen an den Flossen - deprimierend!
Umso lebendiger erschien uns da das Gewusel um die verbleibenden lebendigen Wale. Vielleicht 200 Menschen sind schon vor uns dagewesen und haben sich um die Wale gekuemmert, Decken und Laken auf sie gelegt, Loecher um sie gegraben (die sich natuerlicherweise mit Meerwasser gefuellt haben, welches man dann ueber die Wale schuetten konnte, um sie konstant triefend nass zu halten)... Anfangs kamen etwa zwei bis drei Menschen auf einen Wal, doch je spaeter es wurde, desto mehr Leute kamen in der Bucht an und halfen.
Eine wunderbare Melange aus einheimischen Weissen und Maori sowie Touristen und professionellen Tierschuetzern, die allen uebrigen Freiwilligen hilfreiche Tips haben ("Kein Wasser in das Atemloch schuetten, wenn es offen ist, ihr koennt den Wal ertraenken!" - "Passt auf die Flossen auf - die Knochen brechen leicht!").
Nach vielleicht 1 1/2 Stunden harter Arbeit (Wasser ist schwer! Buecken, Eimer mit Wasser fuellen, ueber den Wal schuetten und das Ganze wieder von vorne) kam endlich die Flut bei uns und den Walen an und erleichterte uns das Retten etwas. Doch erst um zwei Uhr stand das Wasser hoch genug, um den Wal halbwegs schwimmen zu lassen.
Ach ja, am Rande: "Unser" Wal hiess Buddy!
Fuer alle Interessierten: Walhaut hat sich fuer mich weder weich noch rau angefuehlt. Schwer zu beschreiben...
Wir haben den Wal etwa weitere zwei Kilometer durch das Wasser teilweise getragen, teilweise geschoben, manchmal nur Richtung angezeigt (natuerlich stand uns das Wasser fast bis zum Hals - clever von mir, komplett angezogen zu den Walen zu stiefeln), bis wir alle vierzig Ueberlebende etwa gleichzeitig losgelassen haben und sie gemeinsam davongeschwommen sind.
Zwischen all den Walen "ausser Kontrolle" im Wasser zu stehen, prickelnde Erfahrung - auch Nervenkitzel, denn Grindwale sind wohl etwa zwei bis drei Meter lang, manche noch groesser, sie haben enorme Schwanzflossen und sind wahrscheinlich faehig, einen mal so nebenbei umzubringen, ohne es richtig wahrzunehmen. Ist aber natuerlich nichts schlimmes passiert und es war irgendwie bewegend, unseren Wal nach vier Stunden gehen zu lassen. Ich bin aber wirklich froh, dass er es geschafft, am Leben zu bleiben. Wow! Ein Lebenwesen, das bestimmt zehnmal mehr Masse einnimmt als ich, verdankt mir sein Leben!
Eine weitere gute Nachricht: Die Wale sind nicht nochmals gestrandet (was anscheinend ziemlich oft passiert) und auch den Walbabies, die in der Gruppe angehoerten, geht es gut.Ich habe mein Jahr 2009 also ziemlich besonders und naturverbunden beendet, wahrscheinlich hat mir dieses Erlebnis auch den Impuls gegeben, mich in Zukunft mehr fuer Natur und Umwelt zu engagieren (ich fuehle das in mir, kann es aber im Moment nicht ausleben). Nehmt euch ein Beispiel an mir und rettet die Wale! Glaubt mir, es macht gluecklich :)
Bilder existieren von mir leider keine, was ich zwar etwas bedauere, aber meine Kamera waere ruiniert, haette ich sie mit ins Wasser genommen.
Ausserdem natuerlich: Frohes neues Jahr! Mein Silvester habe ich mit enormen Mengen Alkohol (wie es sich fuer den Start in ein jungfraeuliches Jahr gehoert) in einer kleinen, suessen Surferstadt namens Raglan verbracht. Es gab sogar ein kleines Feuerwerk, wow!
Kelly und ich wurden die letzten Tage von unserer franzoesischen Hippiefreundin Marine begleitet, die unser mittlerweile eingespieltes Team etwas aufgelockert hat.
Sorgen: Unser Auto, Basil, springt immer oefter nicht richtig an und wir muessen den Anlassen mit einem Holzbrocken schlagen. Ich frage mich, wie lange das wohl noch gut geht...
Lichtblicke: Ich habe die meisten Bilder, die ich von meiner Kamera geloescht habe, wiederbekommen. Ich habe einem Computermenschen umgerechnet 15 Euro dafuer bezahlt, dass er meinen Stick gewuergt und dieser meine Bilder wieder ausgespuckt hat. Juchu!
So viel Aktuelles fuer den Moment, es gibt mehr zu erzaehlen... aber das Internet ist so unverschaemt teuer, dass es mich etwas bremst.
Alles Liebe, auch im Jahre 2010, wuenscht die walige Lilly
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen